Bei der Begutachtung von Hunderte von Einsendungen für unseren Fotowettbewerb 2019 Image of the Year (IOTY) Life Science Light Microscopy Award fiel unseren Juroren eine sofort ins Auge: die bunte Darstellung eines Schnitts durch ein Mausgehirn. Diese erstaunliche Aufnahme, die aufgrund ihrer blumenwiesenartigen Anordnung von Neuronen den treffenden Namen „Neurogarden“ trägt, erhielt unseren Preis für das weltbeste Mikroskopbild.
Wir sprachen mit der Mikroskopikerin hinter dem Bild: Ainara Pintor aus Spanien. Sie erzählt uns mehr über ihren wissenschaftlichen Hintergrund, das preisgekrönte Bild und warum Kunst in der Wissenschaft von Bedeutung ist.
F: Können Sie uns etwas über Ihren wissenschaftlichen Hintergrund erzählen?
A: Ich habe Molekularbiologie an der Universidad de País Vasco (Universität des Baskenlandes) studiert, mein letztes Studienjahr aber an der Universität Florenz in Italien absolviert, wo ich mich im ersten Semester auf Neurowissenschaften spezialisierte.
Die Neurowissenschaften haben mich immer schon interessiert, und ich wusste, dass ich sie zu meinem Fachgebiet machen wollte. Im zweiten Semester spezialisierte ich mich auf medizinische Biologie und studierte alles von Immunologie bis Onkologie. Danach habe ich an der Universität des Baskenlandes meinen Master-Abschluss in biomedizinischer Forschung gemacht, was ein Jahr dauerte.
Später schloss ich mich dem Molecular Cognition Laboratory (Labor für molekulare Kognition) – dem Labor von Shira Knafo – an, und dort arbeite ich zurzeit. Ich bin als Praktikantin eingestiegen und habe dann einen Doktorandenvertrag erhalten, sodass ich im März meine Dissertation beginnen konnte. Dieses Bild habe ich während des Praktikums aufgenommen, als ich meine Methoden verfeinerte.
F: Was ist auf Ihrem Gewinnerbild zu sehen?
A: Dieses Fluoreszenzbild zeigt den mit zwei Fluorophoren immungefärbten Gehirnschnitt einer Thy1-EGFP-Maus.
Die exzitatorischen Neuronen des Hippocampus, die das grün fluoreszierende Protein unter dem Thy1-Promotor exprimieren, erscheinen grün. Das Fettmasse- und Adipositas-assoziierte Protein (FTO) ist mit dem Antikörper Alexa Fluor 594 markiert und erscheint rot. Blau sind die mit DAPI gefärbten Zellkerne dargestellt.
Ich habe diese Details mit einem konfokalen Mikroskopsystem mit Superauflösung, dem IXplore SpinSR Micro Spinning Disc Konfokalmikroskop, aufgenommen.
F: Warum haben Sie gerade dieses Bild eingereicht?
A: Ich habe dieses Bild ausgewählt, weil es meiner Ansicht nach zusammenfasst, wo genau im Neuron sich dieses Protein befindet – was letztendlich unser Ziel ist.
Außerdem ist es ein besonderes Bild, da es nicht nur von wissenschaftlichem Wert, sondern auch inspirierend, schön und außergewöhnlich ist. Ich meine, als Wissenschaftlerin weiß ich, dass es Neuronen sind. Aber wenn man Personen fragt, die mit dem Gebiet nicht vertraut sind, könnten sie denken, es sind wachsende Pflanzen oder fliegende Schmetterlinge.
Tatsächlich höre ich immer, wenn ich dieses Bild jemandem außerhalb des Labors zeige: „Das ist hübsch. Es sieht aus wie ein Garten.“ Also haben wir das Bild salopp „Neurogarden“ genannt. So erhielt es seinen Namen.
F: Was bedeutet Kunst in der Wissenschaft für Sie?
A: Mir ist es wichtig, Wissenschaft als Kunst zu präsentieren, da auf diese Weise auch bei Menschen, die keinen wissenschaftlichen Hintergrund haben, Interesse geweckt wird. Wenn mich jemand ohne wissenschaftlichen Hintergrund fragt: „Was machen Sie?“ oder „Was machen Sie bei Ihrer Arbeit?“, ist es für mich schwierig zu erklären, was ich erforsche oder wozu das gut ist.
Wenn man aber ein Bild wie dieses zeigt, weckt es Aufmerksamkeit und gibt mir Gelegenheit, zu erklären, was auf dem Bild zu sehen ist und wie ich es aufgenommen habe. Es ist eine Möglichkeit, das Interesse von Menschen zu gewinnen, die sich nicht mit Wissenschaft befassen.
F: Wo und wann haben Sie zum ersten Mal mit einem Mikroskop gearbeitet?
A: Ich interessiere mich schon seit meiner Schulzeit für Mikroskopie. Zum ersten Mal ein Mikroskop selbst verwendet habe ich in meinem ersten Jahr an der Universität, als wir die Zellbiologie untersuchten. Ich erinnere mich, dass ich Gewebeproben erhielt, die auf den ersten Blick wie bunte Farbkleckse aussahen. Seitdem wollte ich immer wissen, was man da wirklich sieht.
Damals entdeckte ich meine Liebe zur Mikroskopie, weil ich ein winziges Objekt sehen konnte, das auf den ersten Blick unauffällig ist, doch sobald ich durch ein Mikroskop sah, erkannte ich darin eine ganze, komplexe Welt. Die Tatsache, dass ein Mikroskop Dinge zeigt, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, faszinierte mich.
Ein Bild zu untersuchen, mit Vergrößerungen zu spielen und durch das Mikroskop neue Dinge zu entdecken – das hat mich zur Biologin gemacht. Es ist ein Interesse, das im Lauf der Zeit immer stärker wurde.
F: Was mögen Sie an der Arbeit mit Olympus-Mikroskopen?
A: Ich verwende schon länger optische Standardmikroskope, aber das hochauflösende Modell von Olympus ist beeindruckend. Mein preisgekröntes Bild hat eine sehr große Feldtiefe, und ich bin von der Bildqualität begeistert. Mehr noch von der Geschwindigkeit, in der ich das Bild mit dieser großen Feldtiefe aufgenommen habe.
Es ist auch wichtig zu betonen, dass sich Olympus bemüht, Phototoxizität zu reduzieren. Die rotierende Scheibe des Mikroskops, das ich bei der Aufnahme dieses Bildes eingesetzt habe, reduziert Phototoxizität und Ausbleichen. Mit dem Olympus Echtzeit-Controller lassen sich bei der automatischen Datenerfassung die Geschwindigkeit und die Genauigkeit erhöhen, wobei das System jedes Bild scharf einstellt und die Probenbelastung dabei verringert.
F: Möchten Sie jemandem für gewährte Unterstützung danken?
A: Ich möchte der Betreuerin meiner Dissertation, Shira Knafo, danken. Ohne ihre Hilfe wäre dies nicht möglich gewesen. Sie erlaubt mir, ihr Labor zu nutzen, bringt mir ihre Techniken bei und gab mir die Chance, Teil der Gruppe zu sein. Außerdem möchte ich mich beim Institut für Biophysik und allen, die dort arbeiten, bedanken.
Lassen Sie sich inspirieren, Ihr eigenes preisverdächtiges Bild aufzunehmen
Wenn Ihnen dieses Bild gefällt, laden Sie es als Hintergrundbild für Ihren Desktop-Computer oder Ihr Mobiltelefon herunter. Sie finden es auf unserer „Image of the Year“-Webseite. Wir hoffen, es inspiriert Sie dazu, Ihr eigenes Kunstwerk unter dem Mikroskop aufzunehmen.
Und wenn Sie eine kreative Eingebung haben, reichen Sie unbedingt Ihre Bilder (bis zu 3!) für unseren IOTY Award 2020 ein. Einsendeschluss ist der 10. Januar 2021. Viel Erfolg!