In diesem Frühjahr haben wir die Gewinner unseres 2021 Image of the Year Award (IOTY) verkündet – und hier sind die Geschichten dahinter. Als erstes möchten wir die Arbeit von Ivan Radin aus den USA vorstellen. Sein beeindruckendes Bild zeigt Protonema-Zellen des Kleinen Blasenmützenmooses (Physcomitrium patens) und gewann den Preis der Region Americas.
Ivan Radin ist Postdoktorand im Haswell Labor im Fachbereich Biologie der Washington University in St. Louis, Missouri. Sein wissenschaftlicher Hintergrund liegt in der Molekular- und Zellbiologie. Für Ivan Radin überschneiden sich Kunst und Wissenschaft in seiner Arbeit. Sein preisgekröntes Bild wurde im Rahmen eines Pflanzenforschungsprojekts aufgenommen und in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht, was den künstlerischen und wissenschaftlichen Wert der Aufnahme unterstreicht. Die Aufnahme von wunderschönen Bildern mit dem Mikroskop ist für ihn immer mehr auch zu Kunst geworden.
Wir unterhielten uns mit Ivan Radin, um mehr über das Gewinnerbild und seine Herangehensweise an die Kunst der Wissenschaft zu erfahren.
Frage: Was ist auf Ihrem Gewinnerbild zu sehen?
Ivan Radin: Das Bild zeigt den Rand einer jungen Moospflanze (Physcomitrium patens), die mit Calcofluor-Weiß eingefärbt wurde. Dieser Fluoreszenzfarbstoff markiert die Pflanzenzellwand, die auf dem Bild in Cyan dargestellt ist. Die Autofluoreszenz von Chlorophyll ist in Orangetönen gezeigt.
Die Zellen unterhalb oder näher in der Mitte der Pflanze werden Chloronema-Zellen genannt. Sie sind kleiner und haben große Chloroplasten, die den größten Teil des Zellinneren ausfüllen. In diesen Zellen findet der größte Teil der Photosynthese statt. Die größeren Zellen, die sich von der Pflanze weg ausbreiten, werden Caulonema-Zellen genannt, und sie haben weniger und kleinere Chloroplasten. Diese Zellen sind Ausgangspunkt für das Wachstum der Pflanze.
Der Gewinner Ivan Radin der Region Americas nahm Protonema-Zellen des Kleinen Blasenmützenmooses auf.
Frage: Was begeistert Sie an diesem Bild?
Ivan Radin: Mich fasziniert, dass das Moos unter dem Mikroskop fast wie ein Alien aussieht. Das Bild stellt unsere Vorstellungen in Frage, wie die Pflanze aussehen sollte.
Frage: Wie haben Sie dieses Bild aufgenommen?
Ivan Radin: Ich habe das konfokale Mikroskop FV3000 von Olympus mit einem UPlanSApo Objektiv (10X, 0,4 NA), einer Galvo Scanereinheit und hochempfindlichen Spektraldetektoren verwendet. Ich habe einen Z-Stapel der Zellen am Pflanzenrand mit der größten Bildgröße des Mikroskops (4096 × 4096 Pixel) dargestellt und dann eine Dekonvolution des Bildes durchgeführt. Das endgültige Bild ist das Z-Maximum der Projektionen.
Frage: Weshalb haben Sie gerade dieses Bild als Ihren Beitrag für den IOTY Award ausgewählt?
Ivan Radin: Ich arbeite sehr gerne mit Moos. Es ist so ein erstaunliches Modellsystem und ich wollte seine Schönheit zeigen. Um das beste Bild zu finden, habe ich 13 meiner Aufnahmen mit verschiedenen Farbkombinationen zusammengestellt und meine Familie, Freunde und Kollegen gebeten, für das beste Bild zu stimmen. Und dieses Bild war der eindeutige Gewinner. Darüber hatte ich mich gefreut, denn es war auch mein Top-Favorit.
Frage: Welche Botschaft möchten Sie mit dem Bild vermitteln?
Ivan Radin: Dass Pflanzen ziemlich cool und interessant sind und es sich lohnt, sich näher damit zu befassen.
Frage: Wo und wann haben Sie zum ersten Mal mit einem Mikroskop gearbeitet?
Ivan Radin: Meinen Einstieg in die Mikroskopie hatte ich während meiner Promotion in Dresden, als ich einen Mikroskopie-Einführungskurs besuchte. Es war ein beeindruckender Kurs über die Grundlagen und Prinzipien der Mikroskopie. Danach erweiterte ich meine Fähigkeiten durch die Teilnahme an Workshops. Ich habe mich aber vor allem dadurch verbessert, dass ich oft Bilder aufgenommen und neue Dinge ausprobiert habe.
Frage: Was hat Sie dazu inspiriert, die Mikroskopie zu verwenden, um Kunst zu schaffen?
Ivan Radin: Bei meiner Arbeit befasse ich mich oft mit Bildgebungsverfahren, und es entstehen hunderte von Aufnahmen, um eine Struktur zu erkennen oder etwas zu quantifizieren, um eine wissenschaftliche Frage zu beantworten. Es kommt jedoch immer wieder vor, dass ich etwas besonders Schönes zu sehen bekomme, entweder direkt durch das Okular oder auf dem Bildschirm. Dann unterbreche ich das Experiment und nehme mir ein paar Minuten Zeit, um die Aufnahmebedingungen zu optimieren. Ich bin nicht auf der Suche nach einem schönen Bild, aber wenn mich die Inspiration packt, dann folge ich ihr.
Frage: Was fasziniert Sie an der Mikroskopie am meisten?
Ivan Radin: Es ist ein Fenster in eine andere Welt. Wir sehen schöne und faszinierende Dinge, die wir normalerweise nie sehen würden. Mikroskopie hat mich von Anfang an fasziniert.
Frage: Woran arbeiten Sie derzeit beruflich und künstlerisch?
Ivan Radin: Ich bin immer noch Postdoktorand im Haswell Labor. Ich arbeite derzeit an mehreren Projekten, bei denen die Bildgebung unerlässlich ist. Bei der Arbeit mit dem Mikroskop, halte ich meine Augen stets offen für die nächste schöne Aufnahme.
Frage: Was mögen Sie an der Arbeit mit Mikroskopen von Olympus?
Ivan Radin: Ich benutze das konfokale Mikroskop von Olympus schon seit einigen Jahren und bin sehr zufrieden mit seiner Leistung und Zuverlässigkeit. Der Kundenservice ist auch großartig, was bei einem so komplexen Gerät äußerst nützlich ist.
IOTY 2022 Award Ankündigung: Aufnahmen können ab sofort eingereicht werden!
Das Rennen um unseren IOTY 2022 Award ist eröffnet! Nehmen auch Sie teil und senden Sie uns Ihre Mikroskopiebilder. Besuchen Sie unsere IOTY Seite, um Ihre Aufnahmen einzureichen und frühere Gewinner zu sehen. Bleiben Sie außerdem über weitere Beiträge auf dem Laufenden, in denen die Gewinner unseres IOTY 2021 Award vorgestellt werden.
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